Stephan Frühwirt

Wissenschaftlicher Lebenslauf

Seit 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Technische Universität Berlin
Seit 2010 Leitung des Forschungskollegs
Gesellschaft und Kontingenz
Seit 2008 Dissertation bei Prof. Dr. Norbert Bolz:
Die Hyperirritation der Gesellschaft. Internet als Verbreitungsmedium.
2005-2008 Studium Medienwissenschaft/ Medienberatung, Technische Universität Berlin
2002-2005 Studium Neuere und neuste Geschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft & Erziehungswissenschaft,
Technische Universität Berlin

Kontakt

E-Mail: stephanfruehwirt@gesellschaftundkontingenz.de

Forschungsvorhaben

Die Ausgangslage: Das Internet als jüngstes Kommunikationsmedium der Gesellschaft ist ein theoretisch noch immer vernachlässigtes Phänomen. Zwar herrscht in aktuellen Untersuchungen weitestgehend Einigkeit darüber, dass das entscheidende Merkmal der Technologie eine prinzipiell uneingeschränkte Interaktivität und das heißt: ein Potenzial der Teilnahme an öffentlich wahrnehmbarer Kommunikation unendlich vieler Bewusstseinssysteme ist – welche sozialen Transformationen mit dieser neuen Kommunikationsstruktur verbunden sind, bleibt jedoch unklar. Die Gründe hierfür sind zahlreich, als Hauptursachen lassen sich überzogene normative Ansprüche, eine Dramatisierung der Gefahren (Atomisierung der Gesellschaft, Information Overload, Datenschutz) oder euphorische Hoffnungen (Demokratisierung, Deliberation, Egalität, Chancengleichheit) beschreiben. Offensichtlich vernachlässigen solche Untersuchungen ein ausreichendes Verständnis ihrer komplexen Gegenwart zu Gunsten einer zwar nicht näher bestimmbaren, aber als bloße Vision oder Hoffnung unverfänglichen Zukunft, die immer auch anders sein kann. Es könnte deshalb zum besseren Verständnis hilfreich sein, den Forschungsschwerpunkt wieder auf eine genauere Beobachtung der gegenwärtigen Situation zu legen und das Internet als technologische Entwicklung, die bestimmte Kommunikationspotenziale bereitstellt, ernst zu nehmen.

Die These: Das Internet transformiert die Gesellschaft in einer Weise wie dies zuvor lediglich durch die Sprache, die Schrift und den Buchdruck geschehen ist. Über 20 Jahre nach der Bereitstellung der Infrastruktur für die Öffentlichkeit lassen sich entscheidende Veränderungen bereits beobachten. Die Ubiquität von Begriffen wie Web 2.0 oder Soziale Netzwerke muss selbstverständlich eine Entsprechung in der Gesellschaftsstruktur haben. Wikis, Blogs, You-X usw. sind neue Kommunikationsformen und keinesfalls lediglich klassische Inhalte in neuem Gewand. Unternehmen wie Google, eBay und Amazon, die die Chancen des Internets früh erkannt haben, sind heute börsennotierte Großkonzerne. Und die Veränderungen drücken sich nicht zuletzt auch in den zahlreichen kleineren und größeren Krisenphänomenen traditioneller gesellschaftlicher Strukturen (z.B. der Massenmedien…) aus.

Die Methode: Als Ausgangspunkt für eine detaillierte Diagnose dieser Entwicklung eignet sich die Systemtheorie von Niklas Luhmann, weil sie die Evolution der Gesellschaft, also das Auftreten von Kommunikation eng an die Entwicklung derjenigen Medien knüpft, mit deren Hilfe sie vollzogen wird. Darüber hinaus lässt die Systemtheorie alle Ansprüche auf uneingeschränkte Wahrheit hinter sich und beobachtet stattdessen, welche Unterscheidungen andere benutzen, wenn sie zu divergierenden Ergebnissen kommen und was sie damit sehen können. In diesem, auf historischer und theoretischer Ebene komparatistischen Modus erreicht sie ein sehr hohes Erklärungspotenzial und gibt Raum für äußerst interessante (= irritierende) Ergebnisse.

Veröffentlichungen

Funktion von Vorträgen. Präsentation in der modernen Gesellschaft.